Aus gegebenem Anlass hier mein Beitrag im Verkehrsausschuss im März 2022 zum Ersatzverkehr während der S6-Sperrung. Trotz der lobenden Worte mehrerer Stadtverordneter und dem Versprechen des damaligen Verkehrsdezernenten sieht der Ersatzverkehr, der am 2.1.2024 beginnt und 6 Wochen dauert, genauso miserabel aus.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich spreche zur Missachtung des Stadtverordnetenbeschlusses 6435 vom 1.10.2020. Ziel des Beschlusses war, dass die Fahrgäste aus Harheim und Nieder-Erlenbach während der Sperrung des S-Bahnhaltes Berkersheim im Zuge des 4-gleisigen Ausbaus den weit entfernt eingerichteten SEV Am Kalten Berg erreichen können. (Ich hatte Sie bereits im Februar angeschrieben, danke an die CDU für die Antwort).
Ich dachte bisher, es wäre Aufgabe des jeweiligen Dezernates Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung umzusetzen – aber vielleicht habe ich tatsächlich mal in meinem Politikstudium nicht aufgepasst.
Inzwischen haben Sie im Dezernat vermutlich die A 42 beantwortet, warten aber darauf, sie in den Geschäftsgang zu geben, bis der Bahnübergang Berkersheim geschlossen ist und Sie jetzt sagen können: Sorry, Beschluss nicht umsetzbar, weil Gleise überqueren nicht mehr möglich ist. Auf den Gedanken, eine andere Lösung für die Fahrgäste zu finden, sind sie in all der Zeit nicht gekommen.
Seit 4 Jahren finden diese mehrmonatigen Sperrungen der S6 statt. Nie gab es für die Fahrgäste aus Nieder-Erlenbach und Harheim einen angemessenen Ersatzverkehr in Richtung Karben/ Friedberg.
Die nördlichen Frankfurter Stadtteile sind mit Bad Vilbel und der Wetterau eng verbunden. Wir nutzen die Infrastruktur im nahen, nur 1 S-Bahnhaltestelle entfernten Bad Vilbel, weil es bei uns kaum Infrastruktur gibt. So hat Harheim seit Jahren keinen Bankautomat, keine Drogerie, keine Fachärzte, keine Bücherei etc.
Viele Kinder bei uns gehen in Bad Vilbel zur Schule und entlasten damit die Frankfurter Schulen. Viele BürgerInnen, die zu uns gezogen sind, taten das, weil sie z.B. nach Karben zur Arbeit pendeln.
Ein Ersatzverkehr ist kein Almosen. Ein RMV-Jahresticket nach Friedberg kostet 1.900 Euro. Dennoch hält es der Magistrat der Stadt Frankfurt auch im 4. Jahr des S-Bahnausbaus nicht für nötig, einen erreichbaren Schienenersatzverkehr einzurichten. Stattdessen schlägt er vor, die Fahrgäste mögen auf vorhandene Buslinien umsteigen. Das bedeutet für den Fahrgast eine Verdrei- bis Vervierfachung des Fahrweges und ist unzumutbar. Warum hat sich nmd. aus dem Dezernat 5 Minuten Zeit genommen, um das auf RMV.de zu prüfen?
Die Jugendlichen aus unseren Stadtteilen machen fast alle mit 17 den Führerschein. Das ist auch das Ergebnis falscher städtischer Verkehrspolitik. Wer den Stadtrand vergisst, hat Verkehrswende nicht verstanden. Danke.
21.3.22