Den Mangel an Selbstreflexion empfinde ich als eines der größten Ärgernisse. Ich stehe staunend vor Menschen mit Intelligenz, die weite Strecken in Urlaub fliegen, mit dem Auto zum Bäcker oder zum Biomarkt fahren, ihren flügge werdenden Kindern je ein eigenes Auto kaufen, die auf den Gehwegen geparkt werden, wo dann die Kinder und Alten der Nachbarschaft auf der Straße laufen müssen. Menschen, die meinen, sie bräuchten zu zweit mehr als 100 qm Wohnfläche, die ihr Haus mit umweltschädlichem Kaminfeuer heizen, sich aber politisch korrekt fühlen, weil sie ab und zu ein Globuli einwerfen und sich über Trumps Klimapolitik aufregen.
Schlagwort: Literatur
Buchmesse 2017: Im eigenen Saft
Bei den aufregenden Events der letzten Tage war ich nicht dabei. Zum Beispiel heute Abend beim Konzert von Udo Lindenberg.
Oder gestern, als Martin Schulz beim Vorwärts Verlag über das Buch von Nils Minkmar (Das geheime Frankreich) sprach. Draußen vor der Halle 3 hörte ich ihn, umgeben von Kameraleuten und Journalisten, über den deutschen Außenminister schimpfen (wer ist das noch mal?). Zu Rafik Schamis Lesung bei der ZEIT war kein Durchkommen und Didier Eribon auf dem Blaue Sofa habe ich auch verpasst.
Buchmesse 2017 eröffnet mit Sacktuch
Meine Oma, die in den späten 80ern in schlechter Laune verschied, benutzte noch das Wort Sacktuch. Heute sagt jeder Tempo, weil kaum einer mehr ein Taschentuch aus Stoff benutzt. Sacktücher wurden früher den Männern zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschenkt und von den Gattinnen ordentlich heiß gewaschen und gebügelt.
Seit gestern Abend wissen auch jüngere Menschen wieder, was es mit dem Sacktuch auf sich hat: Man kann es in kommunikativ herausfordernden Situationen aus der Hosentasche ziehen und geräuschvoll hinein schneuzen.
Soviel zum Deutschen Buchpreis 2017. Wer mehr darüber wissen will, dem sei der Artikel von Andreas Platthaus in der FAZ empfohlen: „Ihn hat es gerührt, uns geschüttelt“.
Disziplin und gute Bücher
„Warum können wir nicht mehr lesen – Was macht das Digitale mit unserem Gehirn und können uns Bücher davon befreien?“ fragte vor wenigen Monaten Hugh McGuire. André Pleintinger hat den Artikel aus dem Englischen übersetzt, den ich allen (ehemaligen?) Bücher-LeserInnen sehr ans Herz lege. (KLICK)
Auch ich habe in den vergangenen Jahren zahlreiche rationalisierende Argumente für die Tatsache gefunden, dass es mir schwerer fällt, mich auf ein Buch zu konzentrieren. Wir hängen alle an der Leine und müssen uns mühsam losreißen von der digitalen Sphäre, weil wir sonst etwas wesentliches verlieren: Die Fähigkeit, uns allein mit einem Text ganz in der Welt zu fühlen.
Was macht eigentlich…
Norbert Niemann?
Ich habe mich das in der Vergangenheit öfter gefragt. Noch immer klingt sein TAK TAK TAK in meinen Ohren, wenn ich an den Ingeborg-Bachmann-Preis 1997 denke. Mit einem leidenschaftlichen, fast aggressiven Vortrag aus seinem Roman „Wie man´s nimmt“ gewann er den renommierten Preis. Meine Bereitschaft zur Bewunderung war auch damals schon recht ausgeprägt. Ich schrieb eine Besprechung über das Buch und besuchte seine Lesung im Frankfurter Literaturhaus, wohin ihn seine Mentorin, die Literaturwissenschaftlerin und Autorin Silvia Bovenschen begleitete:

(Foto: Carmen Treulieb)
Frankfurter Buchmesse 2014: Letzter Tag
Zu den großen Gewinnern dieser Buchmesse gehört der Hanser Verlag, in dem nicht nur die Bücher des diesjährigen Nobelpreisträgers Patrick Modiano erscheinen, sondern auch der Erzählband „Wir haben Raketen geangelt“ von Karen Köhler, die man zweifellos als einen der Stars dieser Buchmesse bezeichnen kann. Die Autorin, die mir bisher durch ihre Kindertheaterstücke bekannt war, absolvierte viele Messetermine und offensichtlich völlig unangestrengt. Bei einem Gespräch mit der „ZEIT“, wo sie dem Moderator beschied, gerade eine blöde Frage gestellt zu haben, musste sie lange über sich selber lachen. So sympathisch die Autorin ist, so wenig harmlos sind ihre Erzählungen.
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Frankfurter Buchmesse 2014: Tag 3

Andreas Steinhöfel hat ein neues Buch geschrieben: Anders. Es sei nicht zu vergleichen mit den Rico und Oskar-Büchern, sagt er am ZEIT-Stand. Kein besonders sympathischer Typ sei Felix Winter, eher ein bisschen gruselig. „Ich wollte ein Kind zeigen, das fast daran zerbricht, dass die Erwachsenen die Welt nicht gut gestalten.“ Weiterlesen „Frankfurter Buchmesse 2014: Tag 3“
Deutscher Buchpreis 2014: Shortlist
Heute vormittag hat die Jury die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2014 bekannt gegeben. Die sechs nominierten Autoren sind Thomas Hettche, Angelika Klüssendorf, Gertrud Leutenegger, Thomas Melle, Lutz Seiler und Heinrich Steinfest. Für die Hälfte der Autoren ist es keine Premiere: Hettche wurde bereits 2006 und 2010 nominiert, Klüssendorf und Melle waren schon 2011 auf der Auswahlliste des jährlich ausgelobten Preises, der erstmals 2005 vergeben wurde – jeweils zu Beginn der Frankfurter Buchmesse.
Nach Lektüre der Longlist-Leseproben ist mein Interesse außerdem an Ulrike Draesner und ihrem Roman „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“ geweckt. Ich freue mich darauf, von einigen der nominierten Autoren während der Frankfurter Buchmesse Lesungen zu besuchen.