„Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“, dieser Spruch von F.W. Bernstein schoss mir gerade durch den Kopf, als ich dachte, ich muss mal auf dieses herrliche Wischmeyer-Video aus der letzten Heute Show verlinken. (Das Video ist inzwischen leider nicht mehr in der Mediathek vorhanden) Es geht um moderne Bürgerinitiativen und ihre Haltung „Nicht in meinem Vorgarten“ – kurz nimby genannt.
Windräder, Flüchtlingsheime, Neubaugebiete, Ausbau des öffentlichen Pesonennahverkehrs – natürlich ist das notwendig, „aber ich habs doch grad so schön ruhig“. Also greift der Mittelständler zum Schreckgespenst des Kommunalpolitikers: Er gründet eine BI, sucht Mitstreiter und klaubt ein paar Argumente zusammen, die er dann in den sozialen Medien verbreitet.
Dabei gibt es sie noch: Die Bürgerinitiative, in der engagierte Leute sich um Probleme kümmern, die weit über ihre eigenen Singulärinteressen hinaus gehen, z.B. Frankfurts älteste BI, die Aktionsgemeinschaft Westend, über die Gisela Becker in ihrem Blog stadtundnatur regelmäßig berichtet.
Es nützt also nix: Man muss immer genau hinsehen. Zum Beispiel auf die Bürgerinitiativen 2statt4 und Bahnane, die im Frankfurter Norden gegen den notwendigen Ausbau der Main-Weser-Bahn kämpfen. (Hierzu bald mehr).
Achso. Es gibt also per se gute und schlechte BIs und Demos.
Gut: Gegen Gentrifizierung, gegen Fluglärm, gegen EZB, gegen Rechts, gegen Kapitalismus. Kritische Mitbürger, engagiert und mit Zivilcourage. Sie haben jederzeit das Recht, Feuersalamander und Juchtenkäfer in Stellung zu bringen, die Rechtswege zu beschreiten und jeden Winkelzug zu nutzen.
Schlecht: Gegen Windparks, gegen Stromtrassen für den Ökostromausbau, gegen Abtreibung, gegen Güterverkehr durch Wohngebiete, gegen Asylantenheime. Gartenzwergbesitzende Spießer, deren Denken nicht über das Brett vor dem eigenen Kopf hinausreicht. Dann wird dem demoerprobten Linken die direkte Demokratie plötzlich lästig.
„Achso. Es gibt also per se gute und schlechte BIs und Demos.“ Hat ein bisschen gedauert, Gartenzwerg, alias Maschendrahtzaun, alias Lattenzaun, etc., aber jetzt haben Sie es ja begriffen.
Worüber ich auch mal schreiben könnte – aber ach was, es ist mir die Zeit nicht wert – sind anonyme Shitstormer.
Wieso freuen Sie sich nicht, dass Sie auch Leser haben, die nicht unbedingt Ihre Meinungen oder Weltsicht teilen? Haben Linke heute gar kein Sendungsbewusstsein mehr? Ich lese Ihren Blog jedenfalls gerne, und – wer weiß? – vielleicht haben Sie mich schon ab zu nachdenklich gemacht. Wenn ich mal was kritisches poste, wieso werde ich dann als Shitstormer oder Troll bezeichnet? Ich weiß, dass ich hier schon öfters provoziert habe, aber doch immer mit Argumenten und ohne persönliche Angriffe, oder?
Nicht alles, was Sie hier im Laufe der Zeit geschrieben haben, war ein Argument – und manches war durchaus an der Grenze. Aber Humor scheint vorhanden zu sein, Gartenzaunlattenzwerg, immerhin.