Muttertag

Der Tag fing gut an: Mein Tochter trug ein Gedicht vor, überreichte mir ein Bild mit einem großen roten Herz und einem Sinnspruch („Meine Mutter ist der einzige Mensch, der mich schon vor der Geburt geliebt hat“), den sie im Internet gefunden hat und kochte mir eine große Tasse Darjeeling. Ihr Papa holte Brötchen und nach einem ausgiebigen Frühstück nahm ich meine Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und legte mich auf den Balkon. Um gleich auf Seite 6 einen Artikel zu finden, den ich nicht unkommentiert lassen kann.

„Raus aus der Frauenecke. In Goslar soll die Gleichstellungsbeauftragte ihren Posten räumen, weil sie sich auch für Männer einsetzt“ lautet der Artikel von Kathrin Hummel.

Monika Ebeling (SPD), seit drei Jahren Gleichstellungsbeauftragte in Goslar, hat sich offenbar ihre Unabhängigkeit erhalten und benutzt ihren Kopf zum Denken und Reflektieren. Das ist toll, sollte frau meinen, gefällt aber nicht allen. Unter anderem weil Ebeling sich dagegen ausgesprochen hat, dass anlässlich der Kinderschutzwoche 2011 eine Brötchentüte mit dem Satz „Gewalt an Kindern und Frauen kommt nicht in die Tüte“ verteilt wird, fordert die Fraktion der Linken ihre Abberufung. Dabei ist das Argument von Frau Ebeling unmittelbar einsichtig: „Ein derartiger Aufdruck ist ideologisch. Es ist schließlich eine Kinder- und keine Frauenwoche und für Männer bleibt dann nur noch die Täterrolle übrig.“

Frau Ebeling hat eine Auffassung von Gleichstellungspolitik, die offenbar der von Kristina Schröder nahesteht. (siehe Blogbeitrag vom 10.4.2011)

Mir ist ohnehin die Aufregung, die der Satz „Moderne Gleichstellungspolitik ist auch Männerpolitik“ bei weiten Teilen der Presse, aber auch in der Politik auslöst, völlig unverständlich.

Wenn wir Frauen die Welt verändern wollen, erreichen wir das doch nicht im Beharren auf einem vermeintlichen Opferstatus. Nein, wir haben noch lange nicht alles erreicht, aber wollen wir das denn?

Anstatt alle möglichen Gründe z.B. für die geringe Teilnahme von Frauen in Führungspositionen aufzuzählen, empfehle ich einmal den Satz „Ich interessiere mich nicht für Karriere“ laut auszusprechen. Und wenn sich das gut anfühlt, endlich die nötigen mentalen und argumentativen Anpassungen vorzunehmen.

Ich bin sehr dafür, das Frauen Verantwortung für ihr Leben übernehmen. Zum Beispiel bei der Partnersuche. Wer von Anfang an das Thema Gleichberechtigung thematisiert, fällt später nicht aus allen Wolken. Wenn ich ein Kind will, muss ich vor der Zeugung überlegen, ist das der richtige Typ, mit dem ich Familien- und Berufsarbeit teilen kann. Ob mein Kind eine glückliche Kindheit haben wird, entscheide ich als Mutter zuallererst mit der Auswahl des Vaters.

Ich finde es im Übrigen beleidigend – und zwar für Männer und Frauen – das Geschlechterverhältnis als Täter/Opferbild zu perpetuieren.

10 Kommentare zu „Muttertag

  1. Frau Ebeling macht keine Gleichstellungspolitik, sondern verkauft Frauenverachtung als „Gleichstellung, die auch Männer berüchtigt“. Das sieht man unter anderem daran, dass Frau Ebeling nach Einflüsterungen ihrer „Freundin Melanie“ zum Ergebnis kommt, die Frauenhäuser wären überflüssig, wegen „Unprofessionalität, Geheimniskrämerei und dem Gewaltschutzgesetz“.

    http://geschlechterdemokratie.wordpress.com/2011/04/22/frauenhauser-wirklich-abschaffen/

    Lösungen für Frauen bietet Frau Ebeling keine, sie nimmt Täter in Schutz und weist die Opferrolle den Männern zu, denn die wären nun diskriminiert, durch den „Feminismus“, der nach Frau Ebelings Meinung schon staatstragend wäre. Wenn Sie also etwas gegen den „Opferstatus“ haben, als Prinzip, dann sollten Sie auch Frau Ebeling nicht auf den Leim gehen, denn die setzt die Männer an diese Stelle, wo ihrer Meinung nach heute die Frauen stehen.

    Das „Geschlechterverhältnis als Täter/Opferbild“ erkennt Frau Ebeling in jeder Maßnahme, die sich explizit an Frauen richtet, von der Frauenquote bis zum Frauenhaus. Sie brauchen nur an eine Brötchentüte „Gegen häusliche Gewalt, auch gegen Frauen“ zu schreiben und Frau Ebeling erkennt den Mann als Opfer einer unzulässigen Täterzuschreibung. Dass die Täter schwerer häuslicher Gewalt auch vorrangig mänlich sind, sowie die Opfer vorallem Kinder und Frauen ignoriert Frau Ebeling, denn ihrer Meinung nach ginge häusliche Gewalt ebenso häufig von Frauen aus und betrifft Männer und Kinder. Das ist ein zentraler Mythos der rechtspopulistischen Bewegung der Frauenfeinde, der Antifeministen, auf deren Kongress auch Frau Ebeling als Referentin vertreten sein wird. Frau Ebling macht nichts weiter, als das „Täter/Opferbild“ im Geschlechterverhältnis umzudrehen, d.h. aus den männlichen Tätern in einem Täterfeld, die Opfer falscher Schulzuweisung und von Diskriminierung zu machen, während die weiblichen Täter in eben jenem Feld, die Täterzuweisung berechtigt zu teffen hat. Wenn also ein Mann und eine Frau ihre Kinder schlagen, ist der Mann das Opfer des Feminismus, aber die Frau die Täterin, die ihrer Familie Leid zufügt. Damit diese Verdehung auch nachhaltig gegen Frauen wirkt, müssen natürlich die Frauenhäuser abgeschafft werden, denn geholfen darf den Frauen (=Täterinnen, Lügnerinnen und Kinderquälerinnen) nicht.

  2. Sehr geehrte Frau Fritz,

    ich kenne ja die Konflikte in Goslar nur aus der Entfernung und aus einer kurzen Internet-Recherche. Danach kann ich aber keine einseitige Sichtweise zugunsten von Männern erkennen.

    Danke für den Link zum Blog von Frau Ebeling: http://geschlechterdemokratie.wordpress.com/ , der meinen ersten Eindruck bestätigt, dass Frau Ebeling sehr vernünftige Gedanken zur Modernisierung der Geschlechterpolitik hat.

    Viele Grüße

  3. Carmen, dann meinen Sie aber den obigen Text nicht ernst oder jedenfalls nicht den Teil, wo Sie sich gegen das Perpetuieren des Geschlechterverhältnis als Täter/Opferbild wenden. Genau das macht ja Frau Ebeling und zwar nicht zu knapp. Nur dass sie dabei die Geschlechterverhältnisse anders darstellt als üblich. Wer also den Feminismus darum kritisiert, wie Frau Ebeling vorgibt zu tun, wegen eben jener (unterstellten) Opfer-Täter-Zuweisungen und der darum die Parteinahme für das jeweilige Geschlecht zufällt, kann Frau Ebelings Verkehrung der Opfer-Täter-Rollen nicht hinnehmen. Monika Ebeling schafft es jedenfalls nicht die Opfer-Täter-Problematik zu überwinden, sie ändert nur die Geschlechter als Adressaten der Vorwürfe. Darum ist Monika Ebeling auch die Alice Schwarzer für Männer und diese tun gut daran, sich schnell vor ihr in Sicherheit zu bringen.

  4. Liebe Ines,

    ich kann Ihre Aussage, dass Frau Ebeling „nicht die Opfer-Täter-Problematik überwindet, sondern nur die Geschlechter als Adressaten der Vorwürfe ändert“ nicht nachvollziehen, zumindest nicht aus dem Blog von Frau Ebeling.

    Hier (http://geschlechterdemokratie.wordpress.com/impulsgeber/ ) geht sie auf die Notwendigkeit von Jungenarbeit ein und das unterstütze ich sehr. Schon weil ich glaube, dass aus unsicheren Jungs unsichere Männer werden und das kann gefährlich werden.

    Was sagen Sie denn zu Frau Ebelings Reaktion auf ihre Kritikerinnen:

    „Diese Frauen versuchen mit allen Mitteln, Frauenpolitik zu erhalten und ihre Pfründe zu wahren. Das ist auch eine Motivation der gegen mich agierenden Frauen aus Goslar. Sich für Männer und Jungen zu engagieren, sehen sie als einen persönlichen Angriff an. Einige haben Angst um ihren Arbeitsplatz, andere wollen ihr Gedankengut einfach nicht ändern. Vielleicht können sie es auch nicht, wenn sie bereits ideologisiert sind? Wir brauchen eine Demokratisierung der Gleichstellungspolitik.“

    Gruß

  5. Da haben Sie ein wunderbares Beispiel für die sexistische Praxis der Frau Ebeling heraus gesucht. Ihr liegt besonders viel daran, ihre „Kritikerinnen“ mal subtil oder ganz direkt, zum Beispiel als „Bitterfotzen“, zu beschimpfen. Die Behauptung, Frau Ebeling würde Jungenarbeit betreiben, scheitert schon allein daran, dass sie mehr als Hetze gegen Frauen nicht aufbietet. Gegen Jungenarbeit habe ich übrigens nichts, nur leistet Frau Ebeling keine. Eine solche Forderung aus ihrem Mund ist nur eine Leerphrase, zur Sicherung der Sympathien im Kreise der Antifeministen. Tatsächlich hetzt Frau Ebeling aber gegen Frauen, im Besonderen Feministinnen, und spielt sich bei Kritik (vorallem von Frauen) als Opfer namenloser „Bitterfotzen“ auf.

    Es steht Ihnen frei, in der typisch Ebelingschen Frauenverachtung Jungsförderung zu erkennen. Nur ob Sie damit viele Sympathien (auch für Frau Ebeling) sammeln, wage ich zu bezweifeln. Jungenarbeit und Männerfreundlichkeit können in Frau Ebelings Pamphleten auch nur jene erkennen, deren irrationale Ängste sie eben mit penetranter Frauenverachtung bedient: Andere Antifeministen und apolitische Frauenfeinde.

  6. Liebe Ines,

    wie bereits betont, kenne ich den Konflikt um die Goslarsche Gleichstellungspolitik nur aus dem FAZ-Artikel vom Sonntag, dem Blog von Frau Ebeling und verschiedenen anderen aktuellen Netz-Artikeln.

    Es wird aber in Goslar nicht anders sein als in Frankfurt oder Offenbach: Politik macht das Parlament und das entscheidet auch, wofür es im Haushalt Geld einstellt, z.B. auch, ob es Geld für Frauenhäuser und Boys Days gibt. Das entscheidet die parlamentarische Mehrheit und nicht die Gleichstellungsbeauftragte.

    Sie haben leider für all Ihre Behauptungen keine Belege geliefert – eine erneute Sichtung der Aktivitäten der Gleichstellungsbeauftragten Ebeling (
    http://www.goslar.de/rathaus/gleichstellung/1775-die-gleichstellungsbeauftragte.html ) ergeben keinerlei Hinweise für Ihre Sichtweise.

    Im Übrigen: Ich sammele für niemanden Sympathien, im Gegenteil, ich lebe sogar ganz gut damit, auch mal Beifall von der falschen Seite zu bekommen.

  7. Frau Ebeling ist bekennende Antifeministin und damit eine Antidemokratin, aufs Kriegsfuß mit dem Grundgesetz. Den Männern verordnet sie die Rolle des Opfers der Emanzipation und feministischer „Propaganda“, denn die würde dafür sorgen, dass Männer zu Unrecht allerlei Untaten beziechtigt würden, wie sexuellem Missbrauch, häuslicher Gewalt und der Unterdrückung der Frauen. Nach Frau Ebelings Verständnis sind die Männer heute die Opfer einer ungerechten Gleichstellungspolitik, die Frauen die Macht gibt, Männern Unrecht zu tun. Das findet Frau Ebeling ungerecht. Unrecht erkennt Frau Ebeling unter anderem darin, dass es Frauenhäuser gibt, in denen es unprofessionell und geheimniskrämerisch zuginge und die ohnehin überflüssig sind, weil es ja nun das Gewaltschutzgesetz gibt. (Hier gekürzt von Carmen – Wen es interessiert, lese bitte selbst den Text von Frau Ebeling: http://geschlechterdemokratie.wordpress.com/2011/04/24/die-ideologische-brotchentute)

    Weitere Informationen über die Aktivitäten der Frau Ebling finden Sie hier:

    http://www.goslarsche.de/Home/harz/goslar_arid,190983.html

    und hier:

    http://www.gruene-goslar.de/stadtrat-goslar/?no_cache=1&expand=299673&displayNon=1&cHash=75155bf35e91803fedf6619054c06049

    Gegen ihre und die Behauptung von Frau Ebeling und ihrer Fans, sie stünde in der Kritik, weil sie sich um Jungs und Männer kümmere, was ungewöhnlich sei für eine Gleichstellungsbeauftragte sei, lege ich Protest ein. Das stimmt so nicht und wird auch durch mehrfache Wiederholung, hier und an anderen Stellen, nicht wahrer.

  8. Danke für Ihren Kommentar, Ines. Ebelings Kritik an den Frauenhäusern schließt mit den Sätzen:

    „Es ist richtig, Frauenhausarbeit kritisch zu hinterfragen und ihre Schwachpunkte aufzuzeigen. Sie muss eingestellt werden, wenn sie sich nach 30 Jahren Frauenhausarbeit nicht weiterentwickelt hat. Das Konzept ist falsch. Neue Konzepte für die Arbeit mit von Gewalt betroffenen Beziehungen liegen längst in der Schublade. Man muss sich nur trauen!“ ( http://geschlechterdemokratie.files.wordpress.com/2011/04/frauenhaus-ade.pdf )

    Da hat sie recht, natürlich muss sich die Frauenhausarbeit in 30 Jahren weiterentwickeln und verändern.

    Ich werde aus der Ferne die Entwicklung des Falls weiterhin verfolgen und ggfs. erneut etwas posten.

    Gruß, Carmen

  9. Carmen, Frau Ebelings Kenntnis über die Arbeit in Frauenhäusern speist sich aus den Vorurteilen ihrer Freundin Melanie. Also mit allem Respekt, mit eben jener Autorität kann ich alles in Frage stellen: Meine Freundin hat gesagt, da läuft was schief. Schaffen wir es ab!

    Und die Konzepte, die Frau Ebeling oder wer auch immer in der Schublade hat, wären ja einmal interessant zu erfahren. Immerhin bestünde damit eine Chance, über etwas anderes zu diskutieren als die Nachbarschaft ihrer Freundin Melanie und deren geflüsterten Erkenntnisse über die Arbeit in Frauenhäusern, die sie wohl nur vom Hörensagen kennt.

    Es ist grundsätzlich richtig, am allerbesten alles zu hinterfragen, auch die Verlautbarungen der Frau Ebeling, aber dazu sollte man auch auf echte Informationen, konkrete Tatsachen und gesicherte Erkenntnisse zugreifen und nicht auf den Erfahrungsschatz einer Freundin, die sich so ihren Reim auf die Beziehungen ihrer Nachbarn macht und die Arbeit in einem Frauenhaus macht. Da ist ja jede Glaskugel auskunftswilliger als Frau Ebeling, was die Herkunft ihrer Erkenntnisse angeht.

    1. Wenn ich den Blog von Frau Ebeling richtig gelesen habe, nutzt sie „ihre Freundin Melanie“ als journalistisches Stilmittel, um ihre Texte unterhaltsam zu gestalten, natürlich sind es die Gedanken von Frau Ebeling. Ich habe im Netz nirgends eine Aussage gefunden, dass Frau Ebeling ihre Arbeit schlecht macht, Steuergeld verschwendet etc. Dass sie mit einer obskuren Männerseite verlinkt hat, ist ein schwerer Fehler, aber dass Frau Ebeling eine andere Auffassung von Geschlechterpolitik hat als Sie, Ines, ist kein Argument für eine Abwahl. Ich glaube auch nicht, dass sich Gleichstellungsbeauftragte bei der Einstellung einem feministischen Gesinnungstest unterziehen müssen.

      Ich schließe jetzt die Kommentarfunktion – wen es weiterhin interessiert, kann ja direkt auf Ihre Seite http://isis-welt.blog.de/2010/01/17/wahrheit-7769563/ und auf die von Frau Ebeling gehen http://geschlechterdemokratie.files.wordpress.com/.

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