In meiner Jugend war Marlen Haushofer für mich der Gegenentwurf zu Simone de Beauvoir. Beide habe ich geliebt. Ich fuhr nach Paris, setzte mich allein ins Cafe Flore und stellte mir vor, gleich kommt Simone mit Sarte, Albert Camus und dem kleinen Bost zur Tür herein. Ich konnte nicht einmal französisch, nur das Nötigste, um Cafe oder Wein zu bestellen, aber das hat beim Tagträumen eher noch geholfen.
Simone de Beauvoir wurde in eine reiche Bürgerfamilie hineingeboren, die im 1. Weltkrieg und durch die Oktoberrevolution ihr Vermögen verlor. Während des Philosophie-Studiums lernte sie Jean-Paul Sartre kennen und begann mit ihm eine intellektuell fruchtbare Beziehung, die ein Leben lang hielt, aber nicht exklusiv war. Ihren feministischen Klassiker „Das andere Geschlecht“ habe ich natürlich gelesen, aber weit mehr bedeutet haben mir ihre Memoiren, in denen sie ihr Leben in Paris und die Gespräche mit den wichtigsten Philosophen ihrer Zeit schildert.
Marlen Haushofer, ist 12 Jahre nach Beauvoir, am 11.4.1920 in einer kleinen Stadt in Oberösterreich als Tochter eines Försters und einer Kammerzofe geboren. Als sie 10 Jahre alt war, schickten ihre Eltern sie auf ein Ursulinen-Internat. Sie hat diese Zeit, die sie als Verbannung empfindet, in ihrem Roman: „Himmel, der nirgendwo endet“ beschrieben.