Ludwig-Börne-Preis 2018 an Souad Mekhennet

Oberbürgermeister Peter Feldmann mit Souad Mekhennet, im Hintergrund Michael Gotthelf vom Vorstand der Ludwig-Börne-Stiftung, nach der Preisverleihung

„Es gibt in Frankfurt eine Leidenschaft, sich den Mund zu verbrennen, etwas zu wagen – und meistens ist man damit auch erfolgreich“. Oberbürgermeister Peter Feldmann hat es in diesem Jahre sichtlich Freude bereitet, die Begrüßungsrede zur Verleihung des Ludwig-Börne-Preises zu halten. Souad Mekhennet, die heute als Journalistin für die Washington Post arbeit, hat in Frankfurt Politik studiert und u.a. für die Frankfurter Tagespresse geschrieben, für STERN und ZEIT, sowie für das regionale und überregionale Fernsehen gearbeitet.

Die Kriegsreporterin ist im Frankfurter Nordend als Tochter eines aus Marokko stammenden Kochs und einer aus der Türkei stammenden Wäscherei-Angestellten groß geworden.

Peter Feldmann dankte ihren Eltern: Ohne ihre richtige Erziehung hätte Souad nicht so ein mutiger Mensch werden können und an Souad gerichtet, sagte er: „Ihr Verhalten nimmt auch uns ein Stück Angst.“

Das Auswahlverfahren beim Ludwig-Börne-Preis ist außergewöhnlich: Die Stiftung einigt sich auf einen Preisrichter, der in alleiniger Verantwortung den Preisträger auswählt und in seiner Laudatio die Wahl begründet. Preisrichterin war in diesem Jahr Maybrit Illner, die zur Biographie Mekhennets sagt: „Aus dem Frankfurter Gastarbeiterkind wurde eine investigative Reporterin von internationalem Renommee. Diskriminierung, Arroganz und Heuchelei machen sie genauso zornig wie einst Ludwig Börne“.

Souad Mekhennet hat nicht wie einst Juda Löb Baruch ihren Namen geändert, mit dem sie, wie Maybrit Illner sagte, in Frankfurt heute auch als preisgekrönte Joournalistin Probleme hätte, eine Wohnung zu finden. Sie hat Deutschland verlassen, weil man ihr hier zu wenig zutraute.

Mit Souad Mekhennet erhielt erstmals eine Frankfurterin den Ludwig-Börne-Preis, sie ist die vierte Frau in 24 Jahren, die für den Preis ausgewählt wurde, nach Alice Schwarzer – vorgeschlagen von Harald Schmidt – im Jahr 2008, sowie Marie-Luise Scherer im Jahr 1994 und Daniela Dahn im Jahr Jahr 2004.

Hatte man in den letzten Jahren zu oft das Gefühl, beim Ludwig-Börne-Preis feiere sich die satte und joviale (männliche) Verlagsszene selbst, ist mit Souad Mekhennet jemand geehrt worden, der seinen journalistischen Auftrag „Sagen, was ist“ ernst nimmt. Und dafür große Risiken eingeht. In ihrer Dankesrede sprach Souad Mekhennet auch über das Leid der Angehörigen nach Terroranschlägen:

„Die Schreie der Trauer klingen überall gleich: Ob in Paris, in Bautzen, im Irak, in Syrien oder in Hoyerswerda“.

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Das neue Buch von Souad Mekhennet „Nur wenn du allein kommst – Eine Reporterin hinter den Fronten des Dschihad“ ist im C.H. BeckVerlag erschienen.

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