Darf man Wolf Biermann als Rassisten bezeichnen?

Wenn stimmt, was die Frankfurter Rundschau heute schreibt, dass der Liedermacher zu einer Schriftführerin im Bundestag gesagt hat: „Ich erkenne an ihrem Gesicht, dass sie von der Linkspartei sind“, dann kann man diese Frage wohl mit Ja beantworten. (Link zum FR-Artikel vom 10.11.14 „Wolf Biermann und der Bundestag“ von Daniela Vates)

Ich habe Wolf Biermann zum ersten Mal Mitte/Ende der 80er Jahre in Frankfurt gesehen, gut 10 Jahre nach seiner Ausbürgerung aus der DDR. Seine Lieder, von denen einige von erotischen Erntehelferinnen aus dem Osten handelten, erschienen mir als junger Feministin unerträglich. Überdeutlich war damals schon, dass sein politisches Weltbild sich einzig aus dem Trauma der Nichtanerkennung und der Ausbürgerung aus der DDR speist.

Warum Bundestagspräsident Lammert meinte, Wolf Biermann wäre der angemessene Gast in einer Feierstunde des Deutschen Bundestages zur Deutschen Einheit? Und warum glaubte Sigmar Gabriel, es wäre richtig, dem Barden zu seinem Auftritt, in dem er gewählte Bundestagsabgeordnete als „Drachenbrut“ bezeichnet, zu beglückwünschen?

Ich vermute, weil Biermann so unkritisch ist. Auf dem atlantischen Auge ist Biermann völlig blind, was der großen Koalition nicht nur in Zeiten von NSA und TTIP gut gefällt. In einem Interview der neuen musikzeitung nmz wird Biermann zur Bespitzelung durch die USA befragt:

„Kommt von Ihnen, der Sie so sehr mit dem Thema der Bespitzelung durch die Stasi konfrontiert gewesen sind, auch etwas zur NSA?

Das berührt mich überhaupt gar nicht. Ich halte das für eine hysterische Propaganda-Idiotie. Es wundert mich, dass sich Leute darüber wundern, dass die Amerikaner so viel Informationen wie möglich sammeln wollen. Der Unterschied ist doch, ob ein totalitärer Staat die Menschen bespitzelt oder ob eine Demokratie sich über den Streit in der Welt informieren möchte.

Die Demokratie ist eine sehr unvollkommene Gesellschaft, das weiß jeder. Aber mir ist eine unvollkommene Demokratie viel lieber als eine vollkommene Diktatur.“ (Link zur nmz)

Ich fürchte, Herr Biermann hat lange nicht mehr ins Deutsche Grundgesetz geschaut. (Nachhilfe gibt der ehemalige Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Peter Schaar hier)

8 Kommentare zu „Darf man Wolf Biermann als Rassisten bezeichnen?

  1. Hat dies auf LOB's Metier rebloggt und kommentierte:
    Die Tatsache, dass einer ausgebürgert wird ist eben auch noch lange kein Qualitätsmerkmal. Wenn ich ihn schimpfen höre, dann bin ich mir sicher der Mann redet von sich, einem Reaktionär, dem letzten Rest einer misslungenen Kunstförderung aller sozialistischer Wirklichkeit. Der Mann kann nicht singen und das was er mit seiner Gitarre leistet ist ein Zumutung für jeden Musiker. Ich verstehe, dass insbesondere Jazzmusiker ihn aufgefordert haben, die Gitarre nicht anzufassen… Der Mann ist selbst ein Anachronismus. Danke für den Beitrag C.T., ich reblogge ihn gerne.

  2. Biermann durfte dann auch noch bei der Siegesfeier zum 9. November am Brandenburger Tor seine „Kunst“ vorführen –

    „Siegesfeier“:

    in der „BZ“ (u.a.): „die Freiheit hat gesiegt“

    Gratisausgabe zum 9. November der „Bild“ für alle Haushalte in Berlin: Auf der ersten Seite eine riesige Anzeige der „Deutschen Bank“ (auf den folgenden Seiten die anderen Sieger)

    http://www.informelles.de/2014/11/08/gratis-bild-zum-mauerfall/

  3. Ist die Linkspartei eine Rasse? Bin ich dann auch ein Rassist, wenn ich einen Nazi an der Frisur erkenne oder einen Grünen am Geruch?

  4. Das ist schon ein entsetzlicher und geschmackloser Fehlgriff gewesen, Herrn Biermann anlässlich dieser Feierstunde in den Bundestag einzuladen. Irgendwie zeigt das wieder einmal, wes‘ Geistes Kind „Die da oben“ sind.

  5. Es ist wirglich schwierig die Leute richtig einzuordnen.
    Jetzt weiss ich es – ein AHA Erlebnis.
    Hr. Biermann glaubt das Ahlener Programm unter der Führung von Fr. Merkel
    wäre das aktuelle Statut der CDU.
    Dann ist die linke wirglich reaktionär gegenüber dem Ahlener Programm.

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